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PRESSEBERICHT ÜBER UNSERE ARBEIT
"Die sind auch Kiezbewohner"
Im "Seniorendomizil an der Panke" leben 98 Menschen
Wer in einem Seniorenheim sterile weiße Gänge, den Geruch nach Krankheit und einsames Dahinsiechen erwartet, wird in dem orangefarbenen Haus an der Koloniestraße 23 enttäuscht. Auch innen leuchten die Wände freundlich orange, und im Foyerbereich, wo ein paar Bewohner des "Seniorendomizils an der Panke" zusammensitzen, geht es gerade ziemlich munter und keineswegs gedämpft zu. Dabei haben sie erst zwei Tage zuvor Frieda Schywelski beerdigt: Die letzten zehn ihrer insgesamt 109 Lebensjahre hat die Weddingerin hier verbracht. Aber der Tod gehört zum Leben, und wer erreicht schon so ein biblisches Alter. "Vielleicht erleben wir sogar noch mal eine Hochzeit, das würde ich toll finden", lacht Clarissa Meier, eine resolute, blonde Frau: "Immerhin haben sich hier auch schon zwei Paare gefunden." Seit drei Jahren ist sie, die zuvor Immobilien verwaltete, Leiterin der 1978 gegründeten Einrichtung. Ihre jetzige Arbeit nennt sie "Lebensberufung" und "meine Herzensaufgabe". Sie findet es merkwürdig, dass die Älteren und Alten jenseits von Kostendebatten kaum ein gesellschaftliches Thema sind, obwohl es immer mehr werden. Wohl auch deshalb möchte sie das Haus stärker öffnen, in den Kiez hinein, für den sich Clarissa Meier auch als Mitglied im Quartiersrat engagiert. Sie hätte gern auch Bewohner ausländischer Herkunft hier. "Aber ältere Migranten werden meist in ihren Familien, vielleicht auch noch ambulant betreut. Obwohl der Ruf nach stationärer Pflege für Migranten auf jeden Fall stärker wird. Wir werden schon angesprochen, beispielsweise von Vertretern der Moschee." 98 Bewohner leben im Seniorendomizil auf sieben Etagen, in der 1. bis 5. jene mit Pflegestufen von 1 bis 3, in der 6. und 7. Etage wird "Betreutes Wohnen" angeboten. Zusätzlich zur Heimküche, wo täglich für alle gekocht wird, wurde für die Bewohner eine offene Küche eingebaut, wo diese sich auch selbst, allein oder gemeinschaftlich, mal etwas Besonderes bereiten können. Auf viel Beschäftigung mit den Bewohnern wird großer Wert gelegt. Und einmal im Jahr fahren Pfleger mit einigen Heimbewohnern für eine Woche nach Mallorca. Mit Menschen, denen das sonst überhaupt nicht möglich wäre. Ein 74-Jähriger, der nie aus dem Wedding herausgekommen war, erlebte so den ersten Urlaub seines Lebens, sah das erste Mal das Meer. In diesem Jahr fuhr eine 94-Jährige im Rollstuhl mit. Mit über 70 Mitarbeitern ist das Seniorendomizil einer der größten Arbeitgeber und Ausbildungsträger im Gebiet. "Wir haben eine Verantwortung: Da muss man auch was für den Nachwuchs tun und Ausbildungsplätze schaffen. Das sind die verantwortungsvollen, examinierten Kräfte von morgen." Ulrike Steglich
www.deinkiez.de vom 1. Juni 2005
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